Drei Berichte in der Ingelheimer AZ zu der Stadtratssitzung am 01.02.2021 zum geplanten Sport- und Freizeitpark in Ingelheim.

 

 

LOKALES, Mittwoch, 3. Februar 2021

Projekt Sportpark - wird das zu viel für Ingelheim?


Ein Sportpark Im Blumengarten wäre ein großer Wurf für Ingelheim – ein zu großer? Die Politik ist noch unschlüssig

Von Frank Schmidt-Wyk

INGELHEIM. Zumindest die Zahlen für die große Lösung liegen jetzt auf dem Tisch – und sie machten Eindruck im Haupt- und Finanzaåusschuss am Montagabend. „Das hat mich schon ein bisschen umgehauen“, bekannte SPD-Fraktionschef Norbert Külzer und meinte damit sowohl die Investitionskosten in Höhe von 42 Millionen Euro als auch das jährliche Betriebsdefizit von knapp 840000 Euro. Diese Summen wären aufzubringen, sollte der Sport- und Freizeitpark Ingelheim, so wie vom Institut für Sportstättenberatung (IFS) skizziert, tatsächlich Im Blumengarten Gestalt annehmen.

Eine Grundsatzentscheidung fällt frühestens im Mai, so sieht es der Zeitplan von Bürgermeisterin Eveline Breyer (CDU) vor. Zunächst sollen Haupt- und Finanzausschuss sowie Sportausschuss im April gemeinsam das Für-und-Wider durchsprechen. Auch die Öffentlichkeit soll in Form eines Ingelheimer Sportgesprächs einbezogen werden.

Jetzt gilt es allerdings erst mal, jede Menge offene Fragen zu klären, das war schon am Montagabend offenkundig. Einige Ausschussmitglieder äußerten Zweifel an der Belastbarkeit der Kostenkalkulation, die Grünen vermissten Informationen zur Klimabilanz, auch Oberbürgermeister Ralf Claus (SPD) bekannte, er habe „ordentlichen Diskussionsbedarf“.

Erschwerend kommt hinzu, dass – Stand Dienstagabend – keine Vergleichsdaten zur kleinen Lösung vorliegen, zur Erweiterung der Rheinwelle um ein weiteres 25-Meter-Schwimmerbecken und ein zusätzliches Lehrschwimmbecken. Ein 50-Meter-Becken, wie es Im Blumengarten vorgesehen ist, komme aus naturschutzrechtlichen Gründen nicht in Frage, hieß es immer. Eine zweite Machbarkeitsstudie zur Rheinwelle wurde zwar schon in der vorigen Woche im Zweckverband Regionalbad erörtert, bislang aber noch nicht veröffentlicht. Nach AZ-Informationen sollen sich die Investitionen in einer Größenordnung von zehn Millionen Euro bewegen. Noch eine zentrale Frage ist bislang ungeklärt: ob und inwiefern sich der Kreis und im Fall des Sportparks auch das Land an den Projekten beteiligen würden.

Breyer: Das Konzept ließe sich auch in Teilen umsetzen

Das sind also die beiden Alternativen, zwischen denen die Ingelheimer Stadtpolitik nun abzuwägen hat: ein Ausbau der Rheinwelle für rund 10 Millionen Euro, um wenigstens für eine Erhöhung der Schwimmbadkapazität zu sorgen – oder ein üppig ausgestatteter Sport- und Freizeitpark inklusive eines Hallenbad-Neubaus mit 50-Meter-Becken für circa 42 Millionen Euro. Wobei es auch denkbar sei, das Sportpark-Konzept nur in Teilen umzusetzen, wie Breyer sagte. Auch sie und ihre Mitarbeiter müssen sich jetzt aber erst mal in die Details der sozusagen noch druckfrischen IFS-Studie einarbeiten.

Eine Blitzumfrage unter den großen Stadtratsfraktionen zeigt, dass die mit Spannung erwartete Präsentation die Meinungsfronten nicht schlagartig verschoben hat. Nach wie vor favorisiert die SPD die Rheinwellen-Variante, auch die Grünen tendieren laut Hauptausschussmitglied Heinrich Jung unverändert in diese Richtung. FDP und FWG/BLH sind für den Sportpark. Die CDU ist noch unentschlossen.

„Das Projekt Sportpark wäre ein großer Wurf“, sagte CDU-Fraktionschef Sascha Lakinger. Er sehe einige gute Ansätze in dem Konzept, allerdings sei auch „einiges zu hinterfragen“. Nach seiner Einschätzung ist das Gesamtpaket „wahrscheinlich nicht umzusetzen“ – in Bezug auf den Hallenbad-Neubau sei er allerdings von höheren Summen ausgegangen. „Wir werden das jetzt ausgiebig in der Fraktion besprechen“, sagte Külzer für die SPD. Er persönlich könne den Bedarf für eine Sporthalle dieser Größenordnung nicht nachvollziehen. Die Einrichtung einer Finnbahn – eines Crosslauf-Parcours mit gelenkschonendem Belag – finde er eine sympathische Idee. Laut Külzer lässt sich die ganze Diskussion auf die Frage zuspitzen: Wollen wir ein Leuchtturmprojekt oder etwas auf die Ingelheimer Bedürfnisse Zugeschnittenes? Sybille Vogt (FWG/BLH) legt Wert darauf, jetzt auch mit den Vereinen das Gespräch zu suchen. Der Sportpark könne „ein Zugpferd für die Stadt“ sein, ein neues Hallensportbad die Rheinwelle entlasten. Klar sei aber auch, dass Ingelheim ein solches Projekt allenfalls vorfinanzieren könne: „Da müssen Kreis und Land mit ins Boot.“ Für die FDP stehe im Sinne des Sports der Bau eines 50-Meter-Beckens im Vordergrund, sagte Michael Julius Schwarz. Wenn das wegen ökologischer Bedenken an der Rheinwelle nicht möglich sei – was er nicht nachvollziehen könne –, dann eben Im Blumengarten. Für die Mehrheit in seiner Partei sei der Sportpark ein „tolles Prestigeobjekt“.



LOKALES, Mittwoch, 3. Februar 2021

Kommentar zur IFS-Studie: Sportlich

 von Frank Schmidt-Wyk

Gäbe es den Park schon, wäre er zur Zeit geschlossen.

Ein Sportpark, wie ihn das IFS für das Blumengarten-Gelände entworfen hat, wäre zweifellos eine Riesensache für den Vereins- und den Freizeitsport – weit über Ingelheim hinaus. Allerdings gibt es noch jede Menge offener Fragen. Etwa die, ob das Konzept das in der Coronakrise möglicherweise gravierend veränderte Freizeit- und Sportverhalten der Bürger hinreichend berücksichtigt. Bürgermeisterin Breyer sagt ja: Insbesondere die vorgesehenen Außenanlagen seien eine zeitgemäße Antwort auf die Tendenz hin zu spontaner, individueller körperlicher Betätigung. Eine Einschätzung, die zumindest für die Großsporthalle und das 50-Meter-Hallenbad offenkundig so keine Richtigkeit beanspruchen darf. Im Übrigen: Gäbe es den Park schon, wäre er zur Zeit in Gänze geschlossen. Mit Blick auf selbst in Ingelheim nicht vollständig außer Kraft gesetzte finanzielle Realitäten muss man wohl sagen: Das ambitionierte Vorhaben hat allenfalls Chancen auf teilweise Umsetzung. Wer trotz aller Bedenken die große Lösung favorisiert, sollte sich schon jetzt auf eine ungemütlich zugespitzte Diskussion einstellen, die sich in sozialen Medien bereits andeutet: Viele Bürger verstehen nicht, warum die Stadt mit dem Krankenhaus gerade eine Einrichtung der medizinischen Grundversorgung fallen ließ und kurz darauf die Umsetzung eines vielfach als Luxusobjekt empfundenes 42-Millionen-Projektes in Erwägung zieht. Die Stadtpolitik ist gut beraten, solche Bedenken nicht wegzuwischen, sondern ihnen mit guten Argumenten zu begegnen.

vorgesehen, die Schwimmhalle dort, wo sich der Umkleidetrakt des Freibades befindet. Der heutige Umkleide- und Duschbereich würde durch eine neue Anlage ersetzt, der dann sowohl von Hallenbad- als auch von Freibadbesuchern genutzt werden kann. Die benötigten Parkflächen – gerechnet wird mit bis zu 700 Stellplätzen – sollen auf dem Streifen zur Bahnlinie hin entstehen.

Die Gesamtbaukosten beziffert das IFS auf 41,65 Millionen Euro. Größte Einzelposten sind die Schwimmhalle mit 15,5 Millionen und die Sporthalle mit 10,8 Millionen. In der bescheideneren 25-Meter-Version würde das neue Bad sechs Millionen Euro weniger kosten. Eine ebenfalls denkbare, in acht Sektionen unterteilbare Großsporthalle mit einer Tribünenkapazität für bis zu 2000 Zuschauer anstelle der zweistöckigen Dreifelder-Sporthalle, die höchstens 600 Zuschauern Platz bietet, würde 19,5 Millionen Euro kosten.

Die Betriebskosten eines Sportparks mit 50-Meter-Hallenbad und doppelstöckiger Sporthalle belaufen sich laut den Berechnungen des IFS auf 2,133 Millionen Euro jährlich. Bei erwarteten Einnahmen in Höhe von 1,294 Millionen Euro ergibt sich ein Defizit von 839 000 Euro. Gewinne werfen demnach nur die Surfwelle, die Kletterhalle und die Gastronomie (Pachterlöse) ab. Vorgeschlagen wird die Gründung einer zentralen Betreibergesellschaft mit kommunalen und privaten Gesellschaftern und die Verpachtung einzelner Anlagen. Bei der Errichtung des Sportparks sehen die Autoren der Studie eine modulare Vorgehensweise vor. Zunächst sollen die profitablen und kostengünstigen Einrichtungen entstehen, also Gastronomie, Kletterzentrum, Surfwelle und Crossstrecke, im zweiten und dritten Schritt Sporthalle und Hallenbad.



LOKALES, Mittwoch, 3. Februar 2021

Eine Ingelheimer Sportlandschaft für die ganze Region


Sporthalle, Kletterpark, Schwimmbad mit 50-Meter-Bahn: Die Studie des Instituts für Sportstättenberatung lässt kaum Wünsche offen

INGELHEIM (fsw). Mehr Schwimmbadkapazitäten für Ingelheim und Umgebung und die Errichtung eines multifunktionalen Sportparks als „Leuchtturmprojekt“ für die Region: Das waren zwei zentrale Empfehlungen des vom Trierer Instituts für Sportentwicklung (ISE) erstellten Konzeptes, um den gestiegenen Bedarf an Anlagen für den Vereins-, Schul- und Freizeitsport zu decken. Nun liegt eine weitere, ebenfalls von der Stadt in Auftrag gegebene Studie vor, diesmal vom Institut für Sportstättenberatung in Euskirchen (IFS), die auf Basis der ISE-Empfehlungen eine Umsetzung des Sportpark-Projektes Im Blumengarten inklusive der Investitions- und Folgekosten genauer unter die Lupe nimmt. IFS-Gründer Claus Binz persönlich übernahm die Präsentation am Montagabend im per Videokonferenz tagenden Haupt- und Finanzausschuss des Stadtrates.

Vorgeschlagen wird eine Erweiterung der bereits auf dem Gelände vorhandenen Anlagen – das sind in erster Linie das Sportzentrum Blumengarten mit Stadion und Kunstrasenplatz sowie das benachbarte Freibad – um eine zweistöckige Sporthalle, ein Hallenbad mit 50-Meter-Schimmerbecken und Lehrschwimmbecken, einem Kletterzentrum, bestehend aus Kletterhalle, Hochseilgarten und Zipline-Park, einer stehenden Surfwelle, einer beleuchteten, 1,2 bis 1,5 Kilometer langen Crosslaufstrecke mit gelenkschonendem Belag und einem Sportparkcenter inklusive Gastronomie als zentrale Anlaufstelle. Der Gebäudekomplex der Sport- und der Kletterhalle ist in etwa auf dem Gelände des heutigen Freibadparkplatzes